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Der Rhein

Der Hauptdarsteller des „Theater im Kies“ Zeno Langenbahn träumt von einem Schwertkampf und wäre gerne Paläontologe. Ein Porträt.

Bereits das Ankommen in der WG von Zeno Langenbahn in Liechtenstein ist ein Erlebnis wert. Ein Druck von Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“ hängt über der Couch. Darunter befindet sich eine erkleckliche Anzahl an Plüschdinosauriern. Ein Foto von Dirk Bach auf dem Regal und rundherum Pflanzen, Marke „survival of the fittest“, – „die, die überlebt haben“ erklärt mir Zeno lachend.

Zeno lacht überhaupt viel. Seine Kreativität, die eigentlich seinen ganzen Alltag bestimmt, ist authentisch. Aber manchmal verzweifle auch er an diesem Chaos, meint er. Als Radiosprecher im Radio Liechtenstein, im Aufbauteam vom Kunstmuseum Liechtenstein, als Techniker im Theater am Kirchplatz – „es ist ein unkonventioneller Lebensstil, aber für mich und meine Kreativität ist er perfekt.“

Das Theater als Kunstform
Er sei reingestolpert in diese Schauspielerei. Das System Schule war nicht ganz seins – auf Volontariaten im Ausland überlegte er, wie es denn weitergehen könnte.
„Das Einzige, was ich immer gekonnt habe, war Theaterspielen. Den Weg hat mir meine Mutter bereitet, sie ist Schauspielerin und so habe ich als Kind die Vorführungen – nicht immer ganz freiwillig – erlebt. Das war vielleicht damals nicht so interessant, dennoch hat es mich viel gelehrt und mich das Theater als Kunstform begreifen lassen.“

Der Rhein auf dem Fahrrad
Die 30 Kilometer von Schaan zum Kieswerk Kopf in Altach zu den Proben fährt Zeno mit einem ganz normalen Mountain-Bike. Im Durchschnitt sind das 90 Minuten – Zeit genug, um sich gedanklich auf die Probe vorzubereiten, den Text durchzugehen und sich auf das Theater einstimmen. Auch die Zeit nach der Probe kann bereits der Entspannung und Reflexion dienen – sofern nicht ein Dachs ins Fahrrad rennt. Doch beim Interview war ein gipsfreies Händeschütteln schon wieder möglich.

Privatsphäre im Dialekt
Sämtliche Darstellerinnen und Darsteller von „Theater im Kies“ sprechen in den unterschiedlichsten Dialekten der gesamten Region, nur der „Rhein“ ist auf Hochdeutsch. „Dafür bin ich wirklich dankbar. Auf der Bühne spreche ich lieber Hochdeutsch, so kann ich mich in die Rolle hineinversetzen und auch wieder herausgehen.“

Netflix und Heidi Salmhofer
Zenos großer Traum? „Ein lukrativer Vertrag mit Netflix (Anm.: Streaming-Plattform) für eine Fantasy-Serie, in der ich natürlich den Magier spielen würde“, schmunzelt er.
Seine bisher tollste Erfahrung? Ein Schwertkampf in Kleists „Käthchen von Heilbronn“.
Bei diesem Stück hat er die Regisseurin von „Theater im Kies“ kennengelernt, Heidi Salmhofer.
„Sie war die Produktionsleiterin beim ‚Käthchen‘ und zugleich die Kunigunde. Wir waren gleich auf einer Wellenlänge. Seitdem freue ich mich über jede Zusammenarbeit mit ihr und nun umso mehr, da ‚die Korrektur eines Tunichtguts‘ ja aus ihrer Feder stammt.“

Die Gruppendymanik im Kieswerk
Die Schauspieltruppe des Theaterstücks am Alten Rhein hat bereits im vergangenen Jahr zusammengearbeitet. Gab es denn Berührungsängste? „Ich wurde in die Gruppe mit offenen Armen aufgenommen. Es ist einfach fantastisch, wie harmonisch und herzlich wir miteinander umgehen und so eine angenehm lockere Atmosphäre schaffen“, so der Schauspieler, „letztlich profitieren wir alle voneinander, denn wir können stets voneinander lernen.“

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